Ein Forschungsteam der Mayo Clinic hat ein neues Antigen entdeckt, das die Immuntherapie bei Ovarialkarzinom verbessern könnte. Kryptische Peptide aktivieren T-Zellen – ein möglicher Durchbruch

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Das Ovarialkarzinom spricht bislang nicht gut auf die Immuntherapie an. Möglicherweise hat bislang nur das richtige Zielmolekül gefehlt: Forschende haben jetzt ein Antigen entdeckt, das sich als neues Zielmolekül eignen könnte.
Er macht lange keine Symptome, und wenn er entdeckt wird, hat er oft schon gestreut: Eierstockkrebs hat keine besonders gute Prognose, und Immuntherapien und Checkpoint-Inhibitoren zeigen bislang nur begrenzte Erfolge.
Kryptische Peptide dominieren als Antigenklasse
Hoffnung macht nun eine neue Arbeit von Forschenden der Mayo Clinic. Im Fachmagazin Science Advances beschreibt das Team um Remya Raja die Entdeckung eines Antigens, das dem Immunsystem helfen könnte, das Ovarialkarzinom zu bekämpfen: Es handelt sich um kryptische Peptide bzw. Antigene. Kryptische Peptide sind Teil eines Proteins – bekannt als Epitope –, das normalerweise verborgen oder für das Immunsystem unzugänglich ist und in Tumorzellen vorkommen kann.
In der Studie charakterisierten die Forscher Tumorantigene aus Eierstockkrebs mithilfe von Multi-Omics-Ansätzen, um ihre Fähigkeit zur Auslösung einer Immunantwort zu bestimmen. Multi-Omics umfasst die Nutzung mehrerer „Omes“ (d. h. Genom, Proteom, Mikrobiom, Epigenom), um die Mechanismen von Krankheitsprozessen, deren Erkennung, potenzielle Prävention und gezieltere Therapien besser zu verstehen. Die Untersuchungen wurden an fünf metastasierten Eierstockkrebs-Proben durchgeführt. Dabei wurden 311 kryptische Peptide (40 bis 83 pro Patient) identifiziert.
Neue Antigenklasse mit hoher T-Zell-Aktivierung entdeckt
Obwohl sie weniger als 1 % der Gesamtpeptide ausmachen, erwiesen sich kryptische Peptide aus nichtkodierenden Transkripten als vorherrschende Antigenklasse im Vergleich zu den anderen wichtigen Klassen bekannter tumorspezifischer Antigene in Eierstockkrebs-Proben. Bemerkenswerterweise lösten fast 70 % der priorisierten kryptischen Peptide eine T-Zell-Aktivierung aus. Die Entdeckung tumorassoziierter Antigene, die von T-Zellen erkannt werden, sei für den Erfolg immuntherapeutischer Ansätze von entscheidender Bedeutung, schreiben die Wissenschaftler, und halten fest, dass nichtkodierende kryptische Peptide eine wichtige Klasse immunogener Antigene in Eierstockkrebs darstellen.
Ob sich die Antigene tatsächlich als neues „Target“ für die Immuntherapie eignen, wie angenommen, das will das Team und nun in prä-klinische Studien und klinische Studien herausfinden. Die Forschenden planen außerdem groß angelegte Studien, um die Prävalenz der kryptischen Antigenexpression bei verschiedenen Tumorarten zu bestimmen. Möglicherweise könnte die Anwendung des neuen Ansatzes also noch sehr viel breiter sein.
Von Beatrice Hamberger
Quellen
Quelle: Raja R et al. Science Advances 2025. Feb 21;11(8):eads7405. DOI: 10.1126/sciadv.ads7405